Passt der Sattel?
Damit ein Sattel bequem für Reiter und Pferd sein kann, muss er auf dem Pferderücken an der richtigen Stelle liegen. Ein Sattel muss durch seine Lage dem Pferd immer optimale Bewegungsfreiheit gewähren und es ihm ermöglichen, ungestört über den Rücken arbeiten zu können.
Die richtige Position des Sattels
Um beurteilen zu können, ob ein Sattel dem Pferd passt und optimale Bewegungsfreiheit bietet, muss er an der richtigen Stelle auf dem Pferderücken liegen:
- Der Sattel soll 2-3 Finger hinter dem Schulterblatt und dessen Muskeln liegen (Abbildung 1). Dies ist wichtig, weil das Schulterblatt bei jedem Schritt eine Kreisbewegung macht, die der Sattel nicht behindern darf.
- Der Sattel soll der Wirbelsäule und deren Dornfortsätzen überall genug Platz bieten. Dazu muss der Wirbelsäulenkanal des Sattels in seiner vollen Länge mindestens 3-4 Finger breit sein.
- Der Sattel sollte nicht hinter dem Lendenwirbel L3 liegen. Sie können die Lage von L3 bestimmen, indem Sie die letzte Rippe ertasten und von ihr aus eine gerade Linie hoch zum Pferderücken ziehen.
- Das meiste Gewicht des Reiters sollte vor dem Brustwirbel T18 verteilt werden. Sie können die Lage von T18 bestimmen, indem Sie wieder die letzte Rippe finden und dieser jetzt bis hoch zur Wirbelsäule folgen.
- Die Sattelkissen sollten in ihrer Breite nicht über den Bereich hinausragen, in dem die langen Rückenmuskeln in die Rippen übergehen.
- Die Gurtstrupfen und der Sattelgurt sollten senkrecht am Pferd herunterhängen und circa eine Handbreit hinter dem Ellbogen des Pferdes liegen, sodass der Gurt noch auf dem Fortsatz des Brustbeins zum Liegen kommt.
Passt der Sattel dem Pferd?
Ein passender Sattel bietet der Schulter genügend Bewegungsfreiheit und erlaubt ungehindert deren natürliche Kreisbewegungen in allen Gangarten. Der Sattel lässt über dem Widerrist und an seinen Seiten genügend Platz und eine aufrecht gestellte Hand passt quer unter die Sattelkammer. Die Sattelkammer sollte auf keinen Fall mit dem Widerrist in Berührung kommen.
Streichen Sie mit der flachen Hand von der Sattelkammer abwärts unter den Vorderkissen am Pferdekörper entlang und vergewissern Sie sich, dass der Sattel überall gleichmäßig anliegt. Stellen Sie sicher, dass der Sattel nirgends im Bereich des Widerrists und der Schultermuskeln drückt und die Muskeln oder deren Durchblutung behindert.
Von vorne gesehen sollte die Form des Kopfeisens möglichst der Breite des Pferdes und dem Winkel der Schultern des Pferdes entsprechen.
Ein zu enges Kopfeisen wird die Sattelkammer zu hoch liegen lassen und zu Druckstellen im Bereich des Widerrists führen. Dies kann zur Rückbildung der Muskeln führen und schmerzhaft für das Pferd sein. Außerdem wird so zu viel Druck auf den Lendenwirbelbereich ausgeübt und der Reiter wird im Sattel mehr nach hinten gesetzt. Der Sattel rutscht vermehrt nach vorne.
Ein zu weites Kopfeisen lässt die Sattelkammer zu niedrig liegen und führt zu Druckstellen und Scheuerstellen im Bereich der Schultern. Der Sattel liegt jetzt zu nahe am Widerrist und ist unangenehm für das Pferd. Der Reiter wird im Sattel mehr nach vorne gesetzt und ist nicht mehr ausbalanciert. Der Sattel rutscht vermehrt nach vorne.
Die Sattelkissen sollten flach und gleichmäßig am Pferderücken liegen. Dies können sie überprüfen indem Sie mit der flachen Hand zwischen den Sattelkissen und dem Pferderücken entlangstreichen, das Schweißblatt ganz anheben und die Lage der Sattelkissen auf dem Pferderücken von der Seite betrachten. Hier sollte an keiner Stelle ein Hohlraum unter den Sattelkissen zu sehen sein.
Die Sattelkissen müssen der Wirbelsäule beidseitig genügend Platz geben und dürfen auf keinen Fall mit ihr in Berührung kommen. Auch über der Wirbelsäule sollte der Sattel überall mindestens 2 Finger Platz lassen. Dies gilt besonders für den hinteren Teil des Sattels, wenn der Reiter im Sattel sitzt. Der Sattel muss dem Pferd auch mit dem Gewicht des Reiters ermöglichen, frei über den Rücken arbeiten zu können.
Der Sattel sollte seine Auflagefläche und Passform nicht verändern, wenn der Sattelgurt angezogen wird und der Reiter im Sattel sitzt. Die oben genannten Kriterien müssen auch mit angezogenem Gurt und Reiter erfüllt bleiben.
Die Passform eines Sattels kann nur richtig beurteilt werden, wenn der Sattel mit Reiter in allen Gangarten auf dem Pferd ausprobiert wird! Sowohl Pferd als auch Reiter müssen sich mit dem Sattel frei bewegen und im Gleichgewicht sein können. Das Wichtigste ist, dass sich Pferd und Reiter mit dem Sattel wohlfühlen und in keiner Weise in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt werden.
Eine gute Sattelunterlage kann geringfügige Fehler in der Passform eines Sattels ausgleichen und die Funktion eines Sattels verbessern.
Passt der Sattel dem Reiter?
Ein Sattel muss nicht nur dem Pferd, sondern auch dem Reiter passen! Selbst der perfekt passende Sattel hilft dem Pferd wenig, wenn der Reiter nicht gut in ihm sitzen kann und Gleichgewicht und Hilfengebung des Reiters auf Dauer gestört sind. Die Größe der Sitzfläche sollte nach Gewicht und Größe des Reiters gewählt werden. Der Sitz muss dem Reiter guten Halt bieten, ohne ihn dabei einzuengen oder in eine Position zu zwängen. Dasselbe gilt für die Kniepauschen. Der Reiter darf nicht in einen Sitz gepresst werden, und die Beine müssen locker vom Hüftgelenk herunterhängen können. Hier spielt die Länge des Oberschenkels eine wichtige Rolle. Der Reiter sollte immer in der Mitte des Sattels entspannt sitzen können, während er von der Knie- oder Schenkelpausche ungezwungen Halt bekommt. Weder Sitz noch Pauschen dürfen den Reiter in eine bestimmte Position zwängen. Die Hüfte muss immer locker in der Bewegung des Pferdes mitschwingen können, während der Reiter tief in der Mittel des Sattels sitzt. Der Reiter sollte so nahe wie möglich am Pferd sitzen können, um eine feine und genaue Hilfengebung zu ermöglichen.
Das Allerwichtigste ist, dass der Reiter sich im Sattel wohlfühlt und in allen Gangarten losgelassen in der Mitte des Sattels sitzen kann. Denn nur unter einem losgelassenen Reiter im Gleichgewicht kann das Pferd gut arbeiten!
Sattellänge
Immer mehr Reiter wollen kürzere Sättel für ihre Islandpferde, weil sie glauben, dass dies besser für die Pferde ist. Leider ist dies aber nicht ganz so einfach!
Ein Sattel muss auch immer dem Reiter gut passen, damit dieser losgelassen und in gutem Gleichgewicht sitzen kann und das Pferd nicht stört. Die meisten Erwachsenen brauchen aufgrund ihres Gewichtes und ihrer Körpergröße eine bestimmte Sitzgröße. Wenn Erwachsene in einem zu kleinen Sattel reiten, sitzen sie oft zu weit hinten im Sattel. Dies führt zu vermehrtem Druck im hinteren Teil der Sattelkissen und des Pferderückens. Zudem werden Sitz und Hilfengebung des Reiters schlechter und die Leistung von Pferd und Reiter wird beeinträchtigt.
Zwischen Sitzgröße und Sattellänge muss immer ein korrektes Gleichgewicht bestehen, damit die Gewichtverteilung im Sattel gleichmäßig über die gesamten Sattelkissen geschehen kann. Das Gewicht des Reiters sollte hierbei auf eine möglichst große Fläche gleichmäßig über den Pferderücken verteilt werden, bei Entlastung des Bereichs hinter dem T18. Bei großen oder schweren Reitern in einem kurzen Sattel wird das Gewicht auf einer kleineren Fläche auf dem Pferderücken konzentriert. Ist der Sattel zudem noch zu klein für den Reiter, konzentriert sich sein Gewicht im hinteren Teil der Sattelkissen. Dies führt zu vermehrtem Druck im hinteren Teil des Pferderückens und kann biomechanisch korrektes Reiten verhindern.
Bei der Wahl eines Sattels sollten also neben der Sattellänge auch folgende Punkte berücksichtigt werden:
- Größe und Gewicht des Reiters und passende Sitzgröße
- Richtiges Gleichgewicht zwischen Sitz- und Tragfläche (Sattelkissen) im Sattel
- Gleichmäßige Gewichtsverteilung über die Sattelkissen auf einer möglichst großen Fläche auf dem Pferderücken bei Entlastung des Bereichs hinter T18
Dieses Kapitel wurde geschrieben, um das allgemeine Verständnis von Reitern für die Funktion und unterschiedlichen Eigenschaften eines Sattels und die richtige Passform zu verbessern. Wenn ein Pferd Druckstellen oder Lahmheiten aufweist und seine natürlichen Bewegungen eingeschränkt werden, sollte immer umgehend ein Tierarzt zu Rat gezogen werden. Desweiteren, können das Training eines Pferdes und seine Körperhaltung unter dem Reiter die Lage eines Sattels beim Reiten stark beeinflussen und sollten auch immer mit in Betracht gezogen werden. Wenn Sie ein Problem mit ihrem Hrimnir Sattel haben, kontaktieren Sie bitte umgehend einen Hrimnir Händler.